Lieber Herr Paas,
liebe Mitstreiter von Herrn Paas,
sehr geehrte Damen und Herren der Presse, Funk und Fernsehen
sehr geehrte Damen und Herren aus der Politik,
es ist mir ein Bedürfnis Herrn Paas in seiner unten formulierten Stellungnahme vollinhaltlich zu unterstützen. Bzgl. der Kv kann man nur sagen, dass man alleine gelassen und verloren ist. Man wird von seinen eigenen Vorständen nicht nur nicht unterstützt, sondern belogen und auch gerne geopfert. So kam es, dass die Kassen Herrn Backes wollten und Herrn Potthoff vorschlugen, ihn mit zu tragen. Dafür würde man mir einen Vergleich geben. Die Antwort von Herrn Potthoff war > nein < dann muss der Blettenberg halt sterben ! Doch die Kassen sind nicht besser, denn sie haben mich verschaukelt und ruhig gestellt um dann von allem abzurücken was schon vereinbart war. Herr Potthoff sprach von 6 Ärzten in Nordrhein, die Regresse zu bezahlen hätten. Ich kenne aus dem Bereich der Bezirksstelle 21 Kolleginnen und Kollegen, die sich teils per Telefon, per Mail oder per Fax, manchmal auch anonym, aus Angst sie könnten Schwierigkeiten bekommen, bei mir gemeldet haben. Dies nur Richtgrößenprüfungen betreffend.
Es gibt aber auch noch Einzelfallprüfungen, Sprechstundenbedarfsregresse, Plausibilitätsprüfungen und vieles anderes mehr, was einem das Leben als Hausarzt „verschönert“.
Zu dem Ablauf der Prüfungen vor dem Beschwerdeausschuss, was Sie ja auch jetzt erleben durften, kann ich nur meinen Anwalt zitieren, der meinte, die Teilnahme an dieser Ausschusssitzung könne man sich sparen. Und so ist es auch, denn dieses Verfahren, welches ich mal vor Jahren erleben durfte, gleicht nicht einer Sitzung worum man sich bemüht Wahrheit und Fakten auch zugunsten des Arztes zu ermitteln. Es ist vielmehr eine neuzeitliche Form der Inquisition. Mal abgesehen davon dürften viele Prüfungen gar nicht erst eingeleitet werden, denn wenn, wie es in den Prüfvereinbarungen und im SGB V steht, vorab tatsächlich die objektiven hinterlegten Praxisbesonderheiten herausgerechnet würden, müssten man sich nicht pro Prüfverfahren mit ca. 2000 Seiten der PDF Dateien “ herumschlagen“. Aber es ist gewollt Unrecht zu tun, denn alle Ärzte scheuen es sich da durchzuarbeiten, scheuen die Angst, wollen keinen Anwalt sich nehmen müssen, welches obligatorisch notwendig ist.
Und damit wird das Ziel erreicht, Regresse als dritte Säule der Kostendämpfung und Leistungsverweigerung gegenüber dem Versicherten.
Und das es tatsächlich besser wird.. ich wage es zu bezweifeln, denn Herr Gröhe hat gegenüber den KK wegen der Haftungsänderungen bei den Hebammen diese beruhigt, dass es weiter Prüfungen und Regresse geben werde ( Quelle Hausarzt de).
Gerechtigkeit scheint es in diesem System nicht zu geben. Schon gar nicht für die Ärzte, die wie Sie und ich die schwerkranken und teuren Patienten nicht der Tür verweisen. Unsere Praxen ähneln sich, da ich ca. 70 Prozent Chronikeranteil nach den 83 Krankheitsbildern des Risikostrukturausgleiches in meiner Praxis betreue. Zusätzlich betreute ich nicht nur hausärztlich die Patientin in der psychiatrischen Pflegeeinrichtung, sehr zu Lasten des Budgets. Diese betreue ich auch weiter, allerdings werde ich nun durch einen neurologischen Kollegen bei den Verordnungen entlastet. Bezeichnenderweise haben sich die Heilmittelverordnungen im Haus Tannenberg nicht verringert, sondern wurden sogar durch den Neurologen gesteigert, womit mein Handeln auch nachträglich noch eine weitere Bestätigung für die Korrektheit erfährt.
Sie, lieber Herr Paas haben erlebt wie es vor dem Beschwerdeausschuss zugeht und so verwundert es nicht , wenn das Budget eines Rentners als ausreichend für psychiatrisch unter Vormundschaft stehende Patienten als ausreichend erachtet wird. So im Begründungsschreiben des Beschwerdeausschusses ausgewiesen. Doch sind tatsächlich nur 54 % der Patienten Rentner. !!! Dies zur Sorgfältigkeit der Ermittlungen.
In der oben aufgeführten Anlage, für 2011 meinem Widerspruchsschreiben beigefügt, ersehen Sie das die Krankenkassen gerade für die 115 Patienten aus dem Haus Tannenberg vom Bundesversicherungsamt, als beschwerend anerkannt, das fünffache aus dem Risikostrukturausgleich erhalten, wie für einen Multiple Sklerose Kranken.
Die Krankenversicherungen erhalten eine Krankenkassen Besonderheit und viel Geld aus dem RSA, mir aber wird die Betreuung dieser Patienten als Praxisbesonderheit verwehrt.
Frau Hartwig hat die Zusammenhänge in ihrem neuen Buch der „ goldene Skalp“ sehr schön verdeutlicht.
In den letzten Tagen in Gespräch mit einem norwegischen Kollegen und einem Freund von ihm , durfte ich viel über Norwegen erfahren, mit welcher Achtung dort die Arbeit bewertet wird, gerade von Schwestern und Ärzten. Dort würdigt man die Arbeit und jede Arbeit muss dort ihren angemessenen Lohn haben und Wertschätzung.
So widmet auch Frau Hartwig ihr letztes Kapitel der Arbeit von Ärzten in der Schweiz und zeigt dass es auch anders geht. Doch in Deutschland ist man lernresistent.
Es geht wirklich nicht um Geld, weder Ihnen noch mir. Es geht um Wertschätzung, es geht um dieses endlose Sozialmobbing der Krankenkassen, die Lügerei gegen uns Ärzte, Macht und Geld. Patienten und die „ Versorger“ Ärzte bleiben dabei auf der Strecke.
Wenn am Mittwoch das BSG Beratung vor Regress nicht so umsetzt, wie der Gesetzgeber es formuliert hat und es „ kippt“ und viele Ärzte ggfs. auf einen Schlag für 3 Jahre laufende Regresse haben, dann wird es erst richtig brodeln. Vor Jahren habe ich mich mal gegen eine Auswanderung entschieden . Ich dachte es wird besser und ich wollte meine alte Mutter nicht ihre Heimat nehmen müssen. Doch nun ist sie vor kurzem gestorben und wenn es so kommt wird man alles, wie Sie es auch derzeit tun, nochmal mit der Familie, Bank , dem Personal durchsprechen müssen.
Bei Ihnen sind es dann 1200 Patienten im Quartal ( = 2400 Pool), die sich einen anderen Hausarzt suchen müssten. Bei mir 2500( plus der Patienten die nicht regelmässig kommen) , drei Kv Stellen, die dann mit einem Schlag weg sind und 14 verlorene Arbeitsplätze. Keine Perspektive, die ich will überahupt auch an so etwas denken zu müssen.
Ich möchte aber nicht 5 Jahre lang bei den Sozialgerichten bis zur letzten Instanz alles durch klagen müssen, KK Zinsen bezahlen und ständig durch Regresse bis 2014 auszubluten und bin, wenn ich es finanziell überlebe, kurz vor der Rente arm wie eine Kirchenmaus . Dies ist keine Lebensperspektive, genauso wenig, wie sich so weiter drangsalieren zu lassen.
Ich hoffe, die Politiker haben ein Einsehen, dass so es nicht weitergehen kann.
Herzlichst
Ihr
J.Blettenberg
Praxis
Dr.med. Jörg Blettenberg
Facharzt für Allgemeinmedizin
Betriebsmedizin – Chirotherapie
Stoffwechseltherapeut cmi
Bismarckstraße 2
51789 Lindlar
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Fax 02266 474922